In der PuLs-Studie der Duden Institute für Lerntherapie haben Dr. Lorenz Huck und Dr. Astrid Schröder den Zusammenhang zwischen Lese-Rechtschreib-Schwäche bzw. Rechenschwäche und verschiedenen psychischen und sozialen Belastungen untersucht.
Der Studie liegen Diagnoseunterlagen zu 201 Kindern und Jugendlichen zugrunde, die im Zeitraum von 2011 bis 2014 an einem Standort der Duden Institute für Lerntherapie vorgestellt wurden. Diese Diagnosen hatten ursprünglich den praktischen Hintergrund, eine integrative Lerntherapie zur Überwindung einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und/oder Rechenschwäche vorzubereiten. Rückblickend wurde nun untersucht, wie viele unserer Therapiekinder zu Beginn der Lerntherapie von Problemen wie resignativer Selbstabwertung, sozialem Rückzug, Symptomen von ADHS und anderen psychosozialen Belastungen betroffen waren. Im Mittelpunkt des ersten Teils der Studie standen die Symptome sogenannter „somatoformer Störungen“, z. B. medizinisch unerklärliche Bauch- und Kopfschmerzen oder auch Übelkeit. Im zweiten Teil ging es vorwiegend um Mobbingerfahrungen der Kinder und Jugendlichen.
Dr. Huck und Dr. Schröder konnten feststellen, dass 69,7 % der untersuchten Probanden mindestens unter einer Form psychosozialer Belastung litten und 15,8 % sogar unter mindestens drei solcher Probleme.
Symptome somatoformer Störungen traten bei 20,9 % der untersuchten Kinder und Jugendlichen auf. Diese Zahl ist nicht nur für sich genommen erschreckend hoch, der Vergleich mit anderen Studien, die die Gesamtheit dieses Personenkreises in den Blick nahmen, legt auch nahe, dass Kinder und Jugendliche mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche besonders häufig von somatoformen Belastungen betroffen sein könnten.
Mobbing waren 26,4 % der Schülerinnen und Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche ausgesetzt. In der Analyse von Einzelfällen zeigte sich, dass die besonderen Lernschwierigkeiten der betroffenen Kinder oft zum Anlass für Ausgrenzung, Beleidigungen oder sarkastische Bemerkungen genommen wurden.
Für den alltäglichen Umgang mit Kindern ergibt sich aus der PuLs-Studie vor allem der Hinweis, sensibel für einen möglichen Zusammenhang zwischen unterschiedlichen psychosozialen Problemen und Lernschwierigkeiten zu sein. Wenn Erwachsene (Eltern, Lehrkräfte, Erzieherinnen usw.) Kinder wahrnehmen, denen es nicht gut geht, die sich zurückziehen, ängstlich oder mit somatischen Symptomen reagieren, vielleicht aber auch durch impulsive und hektische Aktionen auffallen, sollte immer die Frage gestellt werden, ob erhebliche Lernschwierigkeiten vorliegen.
Natürlich muss alles dafür getan werden, dass Kinder mit besonderen Lernschwierigkeiten, sozial nicht ausgeschlossen werden. Guter Unterricht und gezielte Förderung in Kleingruppen können präventiv wirken. Eine Teilgruppe der betroffenen Kinder und Jugendlichen braucht aber intensive Einzelförderung im Rahmen einer integrativen Lerntherapie. Erfahrungsgemäß treten psychosoziale Belastungen deutlich zurück, wenn Betroffene im Rahmen einer Therapie wieder Lernerfolge erleben und Anschluss an den Regelunterricht finden.