Dr. Silvia-Iris Beutel aus ihrer Studie über Zeugnisse aus Kindersicht
Leistungen von Kindern zu würdigen und gerecht zu bewerten, gehört zu den beinahe täglichen Herausforderungen, vor denen Lehrerinnen und Lehrer stehen. Dabei tragen sie eine große Verantwortung: Denn wer sich als Lernender in dieser Frage nicht beachtet und nicht geachtet fühlt, vermisst die grundlegende Erfahrung einer förderlichen, gerechten und damit letztlich auch demokratischen Schule und mag mit Skepsis und Verzagtheit statt mit Zutrauen auf das eigene Leistungsvermögen blicken.
Ansprüche an sinnvolle Leistungsbeurteilungen
Grundsätzlich ist festzuhalten: Wir müssen das prozessorientierte und auf die Förderung des Lernens bezogene Element in der Leistungsbeurteilung stärken. Leistungsbeurteilung muss Lernberatung werden. Dazu gehört, dass sie einem pädagogischen Leistungsbegriff verpflichtet ist und mehr ist als das Produkt aus Prüfungsergebnissen und Klassenarbeiten. Sie muss sich vielmehr als Kreuzungspunkt verstehen, an dem sich die Wirksamkeit professionellen Unterrichtens, sinnvoller Lehrpläne und einer auf die Möglichkeiten des Lernenden zugeschnittenen Lernumgebung zeigt. An die Lehrenden wird dabei die Anforderung gestellt, die „Schule der Belehrung“ zu überwinden und an einer leistungsfähigen Schule mitzuwirken, die sich auch an aussagekräftigen Zeugnissen messen lassen kann und dabei die fachliche ebenso wie die pädagogische Lernentwicklung in den Blick nimmt.
Prof. Dr. Uwe Sandfuchs berichtet aus der Erfahrung mit lernschwachen Schülern
Die öffentliche Diskussion um PISA, IGLU und andere Bildungsstudien hat für die Kinder kaum eine Verbesserung ihrer Lernbedingungen geschaffen. Wichtiger als eine öffentliche Diskussion ist die Reflexion auf das eigene Lehrverhalten der Lehrenden. Die helfend-unterstützende Form des lernförderlichen Unterrichts kann ein Ergebnis davon sein. Dieser Ansatz wurde in langjährigen Erfahrungen in der Arbeit mit lernschwachen Schülern entwickelt und teilweise empirisch durch eigene Untersuchungen gesichert. Voraussetzung für diese Form des Unterrichts sind folgende Grundsätze: ständiger Diagnose- und Therapieprozess, entspanntes Lernklima, optimale Lernumwelt.