Die Iglu-Studie bescheinigt den deutschen Grundschülern ein relativ hohes Leseniveau. Dennoch gibt es Kinder, die große Probleme beim Lesen lernen haben. Wie entstehen diese Schwierigkeiten? Manche Kinder kommen mit großen Entwicklungsverzögerungen in die Schule. Insbesondere fehlt es ihnen an Fähigkeiten, die für den Einstieg in die Schriftsprache notwendig sind. Sie können zum Beispiel noch nicht sicher Bilder genau betrachten und unterscheiden und nicht auf einzelne Laute in einem Wort achten. Andere haben noch sprach-motorische Schwierigkeiten. Diese Kinder brauchen mehr Zeit, um die Buchstabe-Laut-Beziehungen zu erlernen und Laute zu Wörtern zusammenzuziehen. Wird ihnen in der Schule diese Zeit nicht eingeräumt, geraten sie unter Leistungsdruck und bleiben hinter den anderen zurück.
Die Sicherung des Ausgangsniveaus ist ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Sara ist ein lebendiges, freundliches Mädchen. Die 8-jährige geht gern zur Schule, nur den Mathematikunterricht hasst sie. Sie hat das Gefühl, gar nichts zu verstehen. Sara braucht Hilfe, denn ihre Voraussetzungen entsprechen noch nicht den Lernanforderungen in der Schule. Irgendwann wurde sie „abgehängt“. Wie kann man als Lehrer so eine Situation rechtzeitig erkennen? Hanka Kalus, Lehrerin in Berlin und Lerntherapeutin, erklärt, warum es bei einem Kind wichtig ist, zu Beginn des Schuljahres die Ausgangssituation festzustellen.
Die unterschiedlichen Erklärungsversuche deuten darauf hin, dass es zweifellos nicht einfach ist die verursachenden Faktoren zu erkennen. In der Regel ist immer ein ganzes Bündel von Ursachen beteiligt. Zu diesem Bündel gehören personale Bedingungen, wie z. B. kognitive, motivationale und psychische Voraussetzungen. Auch organische Besonderheiten (wie z. B. Störungen im Hör- und Sehvermögen, neurologische Auffälligkeiten) können zu Mitverursachern werden. Von großer Bedeutung sind ferner schulische Bedingungen, unter anderem die Qualität des Unterrichts sowie der Förderangebote, Lehrer-Schüler-Beziehungen und die Beziehungen zu den Mitschülern sowie familiäre Faktoren.