Der Spaß am Lernen steht in allen Duden Instituten für Lerntherapie im Vordergrund. Um dorthin zu kommen, geht Ursula Hagen-Hannamann, Institutsleiterin aus Neustadt an der Aisch, auch mal ungewöhnliche Wege.
Eigentlich wollte Ursula Hagen-Hannamann Lehrerin werden. Aber die Mutter von drei inzwischen erwachsenen Söhnen macht keine halben Sachen, das merkt man im Gespräch mit ihr recht schnell. Eine gute Lehrerin und gleichzeitig eine gute Mutter zu sein, das schien ihr nur schwer möglich. Was tun, wenn die eigenen Kinder krank sind? Eine Klasse von 30 Kindern im Stich lassen zu müssen, kam für sie genauso wenig in Frage, wie ihre drei Söhne allein zu Hause zu lassen. Ein flexibleres Modell musste her und so schaffte sie sich als Nachhilfelehrerin den Freiraum, ihre Planung individuell auf die Nachhilfeschüler und die eigene Familie abzustimmen.
Dass es so etwas wie Lernschwäche überhaupt gibt und dass betroffene Kinder anders gefördert werden müssen, rückte erst seit Mitte der 1980er Jahre schrittweise ins Bewusstsein und ist auch heute noch längst keine Selbstverständlichkeit. Ursula Hagen-Hannamann merkte in ihrer Tätigkeit schon bald, dass sie den meisten Kindern, die in die Deutsch-Nachhilfe kamen, gar nicht helfen konnte. Diese Kinder brauchten nicht einfach nur eine intensivere Lernbegleitung, sie brauchten eine ganz andere Lernbegleitung. So begann sie eine zweite Ausbildung zur Trainerin für Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS).
Wenn man Frau Hagen-Hannamann fragt, warum sie sich für die Duden Institute für Lerntherapie entschieden hat, muss sie nicht lange überlegen. „Es war die Art der Diagnose, die mich von Anfang an überzeugt hat. Den Raum und die Zeit dafür zu haben und dann darauf aufbauend die ganze Therapie Stunde um Stunde individuell auf das Kind ausrichten zu können, ich würde nie wieder anders arbeiten wollen“, sagt sie.
Eine intensive Diagnose ist der Schlüssel für das individuelle Therapiekonzept
So wie alle wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nimmt sie sich drei Stunden Zeit für die Diagnose, die bewusst offen gestaltet ist. „Ich kann nach diesen drei Stunden genau beurteilen, wo das Kind abgeholt werden muss, wo sein individueller Zugang zum Lernen liegt. Und das greife ich dann in der Therapie auf.“
Alle Kinder wollen etwas lernen, das ist ein Fakt. Den Spaß daran verlieren sie nur, wenn das Lernen zum permanenten Misserfolg geworden ist. Diesen Knoten zu lösen ist keine leichte Aufgabe, die durch den Leidensdruck der Kinder und Eltern zusätzlich erschwert wird. „Die Kinder, die zu uns kommen, haben oft schon viele Misserfolge hinter sich. Gerade wenn sie erst zu einem späteren Zeitpunkt kommen, sind sie leistungsmäßig oft schon viel auf die Nase gefallen und haben nur noch ganz wenig Selbstvertrauen. Wenn diese Kinder dann plötzlich merken, dass sie ja doch etwas können, sind das häufig ihre allerersten Erfolgserlebnisse“, sagt Hagen-Hannamann.
Trotzdem – Wunder darf man nicht erwarten. Um den Anschluss an den Regelunterricht zu schaffen, bedarf es oft einiger Zeit und Geduld. Aber die Strategien, die die Kinder in der Lerntherapie mitgegeben bekommen, sind im Idealfall das Werkzeug für eine erfolgreiche Schullaufbahn.
Auch Bewegungselemente werden in der Therapie erfolgreich eingesetzt
Als engagierte Institutsleiterin und Therapeutin denkt Ursula Hagen-Hannamann sich deshalb auch immer wieder neue Methoden aus, den Spaß am Lernen noch zu vergrößern. Zuletzt hat sie sich das Konzept der Intensivtherapie vorgenommen und daraus ein Lernsportcamp entwickelt, das sie in diesem Sommer zum zweiten Mal durchführen wird.
Die Lerneinheiten werden hier um Bewegungseinheiten ergänzt, so besteht jeder Tag aus je zwei Lern- und einer Bewegungseinheit am Vor- und am Nachmittag.
Dass Bewegung die Konzentration fördert, ist hinreichend bekannt, das gilt nicht nur für Kinder. In der Lerntherapie wirkt die gemeinsame Bewegung laut Hagen-Hannamann zusätzlich motivierend, einfach weil sie Spaß macht und die Kinder Lernen in der Konsequenz mit Freude verbinden. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil Hagen-Hannamann sich bereits in den Vorgesprächen die Mühe macht, nach persönlichen Präferenzen zu fragen. Sie holt sich dann die entsprechenden Fachleute dazu und ergänzt die Lerneinheiten zum Beispiel um Lauf- oder Fußballtraining, aber auch um ausgefallenere Dinge wie Zumba, einer Mischung aus Tanz und Fitness.
Lernschwäche braucht einen höheren Stellenwert in der Lehrerfortbildung
Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünscht, wird Ursula Hagen-Hannamann nachdenklich. Das Hauptproblem sei nach wie vor die fehlende Kenntnis der Problematik Lernschwäche bei den Lehrerinnen und Lehrern. Lernstörungen sind ein sehr weites Feld, da reicht es nicht, das im Studium an der Oberfläche zu behandeln. „Das Problem liegt ja nicht bei den Lehrern. Das ganze Feld müsste einfach einen viel höheren Stellenwert in den Fortbildungen haben, denn es sind viel mehr Kinder betroffen, als gemeinhin angenommen wird. Die rutschen aktuell noch viel zu oft durch das Netz, weil die Lehrer die Problematik nicht erkennen“, so Hagen-Hannamann.
Einen großen Teil ihrer Arbeit verbringt sie deshalb auch mit der Beratung von Eltern und Lehrern. Sie geht mit in die Schule, spricht mit Lehrerinnen und Lehrern, gibt Methoden an die Hand, die auch im Schulalltag helfen, dass das Kind nicht untergeht. „Natürlich muss man hier sensibel vorgehen, aber die Lehrer begreifen das als Unterstützung. Dadurch arbeiten wir sehr gut zusammen, ohne uns in die Quere zu kommen.“
Obwohl Lesen und Rechtschreiben ihre Steckenpferde sind, liebt Ursula Hagen-Hannamann auch die Erfolgsmomente aus der Rechentherapie. „Dieser Moment wenn der Automatismus greift und die Vorstellungskraft auf einmal da ist, kommt nicht schleichend, sondern fast immer auf einen Schlag“, sagt sie und ihr Lachen klingt, als würde sie diese Momente für nichts auf der Welt tauschen wollen.
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